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Bauernhöfe statt Agrarfabriken!

José Bové in Wien

Fotos zur Pressekonferenz und Aktion


Anlässlich des internationalen Tages des bäuerlichen Widerstandes forderten der französische "Agrarrebell"José Bové und das <link http: www.agrarbuendnis.at>Agrarbündnis Österreich in einer gemeinsamen Erklärung radikale Maßnahmen zur Erhaltung einer bäuerlichen Landwirtschaft und die Agrarpreis- und Förderungsorientierung am regionalen Markt.

Spektakuläre Aktionen gegen den Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft machten ihn weltbekannt. Seine widerstandslose "Verhaftung" durch ein Großaufgebot an Polizei hielt ganz Frankreich in Atem. Auf Einladung des Agrarbündnisses Österreich - einem überparteilichen Zusammenschluss zur Forcierung einer bäuerlichen Landwirtschaft - trifft der Globalisierungskritiker mit den VertreterInnen der österreichischen Klein-, Berg- und Bio-BäuerInnen zusammen. 

Nahezu alle zwei Stunden sperrt ein Bauernhof in Österreich für immer seine Hoftür! Zwischen 1997 und 2003 sind durchschnittlich 4320 Bauernhöfe pro Jahr verloren gegangen. Ein Trend, der nach wie vor anhält. Vor allem die Zahl der Nebenerwerbs-BäuerInnen sinkt drastisch. Resultierend daraus hat sich die Durchschnittsfläche pro Betrieb weiter nach oben entwickelt, was das Wachsen oder Weichen veranschaulicht. Der Anteil der Subventionen am bäuerlichen Einkommen beträgt im Durchschnitt bereits 80%. "Dies ist eine traurige Entwicklung, BäuerInnen wollen ehrliche und gerechte Preise erzielen und nicht auf öffentliche Gelder angewiesen sein", zeigt sich Elisabeth Baumhöfer vom Agrarbündnis Österreich verärgert. 

"Best of Böse der Agrarpolitik"
1. Die für Klein- und Mittelbetriebe ungerechte Umsetzung der EU-Agrarreform.
Mit der nationalen Umsetzung der EU-Agrarreform über das Betriebsprämienmodell werden historische Ungerechtigkeiten der Subventionsverteilung festgeschrieben: Wer bisher intensiv produzierte, gewinnt und die früher bereits extensiven Bauernhöfe verlieren.
2. Sinkende Preise als Auswirkung der weltmarktorientierten Agrarpolitik und auf Druck der Supermärkte
3. Kein ausreichender Schutz vor der drohenden Gefahr für die heimische Landwirtschaft durch den Anbau genmodifizierter Pflanzen. Keine Kennzeichnungspflicht von tierischen Lebensmitteln, welche unter Einsatz von genveränderten Futtermitteln hergestellt wurden. 

José Bové und das Agrarbündnis Österreich verlangen:
1. den Erhalt der kleinen und mittleren bäuerlichen Strukturen
2. Orientierung der Agrarpolitik an der "Ernährungssouveränität" und damit die Orientierung der bäuerlichen Produktion am regionalen Markt (d.h. Engagement gegen eine weitere Liberalisierung der Landwirtschaft und Vermeidung von Überschüssen und bodenunabhängiger Massenproduktion)
3. eine solidarische Haltung gegenüber den BäuerInnen in den Ländern des Südens Bové kündigt eine internationale Solidarisierung der BäuerInnen an "Wir sind keine Globalisierungsgegner! Wir sind für die Globalisierung von fairen und ökologischen Mindeststandards im Handel und der Agrar-Produktion. Wir Bauern wollen uns nicht mehr länger gegeneinander ausspielen lassen, wir werden uns weiterhin breit organisieren", erklärt José Bové kämpferisch.

Und an die Adresse der österreichischen BäuerInnen: "Lasst Euch Eure Existenz nicht durch eine von Industrieinteressen geleitete Agrarpolitik zugrunde richten! Unser Engagement innerhalb der französischen Bauerngewerkschaft hat gezeigt, dass man auch gegen einen scheinbar übermächtigen - parteipolitisch unterwanderten - Bauernbund einiges für eine nichtindustrielle Landwirtschaft erreichen kann - und das zum Wohle der Umwelt und letztlich der ganzen Bevölkerung."

Kritik kommt auch von attac, einem in fünfzig Ländern aktiven Netzwerk von GlobalisierungskritikerInnen: "Die EU und Landwirtschaftsminister Pröll gehen genau den falschen Weg. Liberalisierung und Wettbewerb in der Landwirtschaft sind ein globales BäuerInnenvernichtungsprogramm. Freihandel würde die große Mehrheit der BäuerInnen in Nord und Süd zugunsten einer industriellen Großgrundbesitzerstruktur ausradieren. Ziel der Agrarpolitik muss eine kleinstrukturierte, biologische und die Ernährung aller sichernde Landwirtschaft sein. Die WTO (Welthandelsorganisation) muss sich endlich aus der Agrarpolitik zurückziehen", so Christian Felber.