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Wien als Drehscheibe des globalen Widerstands gegen die Gasindustrie

Eine knappe Woche war Wien Drehscheibe des internationalen Widerstands gegen die Gasindustrie und deren Finanziers. Vom 22. bis 27. kamen hunderte Aktivist*innen aus der ganzen Welt zusammen - ob beim dreitägigen People’s Summit, der Pressekonferenz, dem Solidaritätsbesuch und der Aktion in Molln (OÖ) oder der abschließenden Demo gegen die Gaslobby. Attac initiierte und organisierte die Proteste maßgeblich mit.

Gaskonferenz abgesagt – Gegengipfel und Proteste aber nicht

Ursprünglicher Anlass der großen Protestwelle war die erneut geplante Ausrichtung der European Gas Conference für den 26. bis 28. März. Die Gaskonferenz auf der Lobbyist*innen, Finanzinstitute und politische Vertreter*innen hinter verschlossenen Türen milliardenschwere Deals verhandeln. Aufgrund der angekündigten Proteste – gemeinsam in einem breiten Demobündnis meldeten wir eine Großdemonstration über den Ring an – entschieden die Veranstalter*innen kurzfristig, die Gaskonferenz abzusagen. Angebliche Sicherheitsbedenken hatten sie dazu bewogen. Ein erster Erfolg für uns und die Bewegung.

Doch für uns war klar, dass wir den Protest fortsetzen würden. Auf dem Gegengipfel, dem "People's Summit“, vernetzten sich Aktivist*innen aus aller Welt. Insgesamt nahmen ca. 600 bis 800 Personen an mehr als 40 Sessions teil. In einem dezentralen Format waren wir an über zehn Veranstaltungsorten präsent. Workshops, Podiumsdiskussionen, Filmscreenings oder ein Stadtspaziergang zählten zu den Formaten. Darüber hinaus gab es Konzerte, Ausstellungen und Kinderprogramm. Die zentrale Botschaft des Summits: eine solidarische Welt ist möglich. Globale und lokale Kämpfe verschränkten sich, uns alle einte die Forderung nach globaler Gerechtigkeit und dem sozial und ökologisch gerechten Umbau der Energieversorgung in Österreich und überall auf der Welt.

Lokale und globale Kämpfe gegen Gasprojekte vereint

Dass dies keine hohlen Phrasen waren, zeigten die Vertreter*innen zahlreicher lokaler Kämpfe eindrücklich auf. Ob die Delegation von Don’t Gas Africa, Anti-LNG Aktivist*innen der Texas Campaign for the Environment, Chief Namoks der Wet’suwet’en aus Kanada oder Anti-Kriegs Aktivist*innen aus Russland; ihre Anwesenheit und Geschichten machten klar: der Kampf gegen neue Gasprojekte und für ein demokratisches Energiesystem ist global. Die internationale Pressekonferenz mit den Stimmen der internationalen Gäste könnt ihr hier nachhören.

Doch mit Vernetzung und Diskussionen war es nicht getan. Am Tag drauf machten wir uns gemeinsam auf den Weg nach Molln in Oberösterreich, um solidarisch mit der Bürger*inneninitiative gegen die neuen Bohrungen nach Erdgas dort zu protestieren. Die Szenerie vor Ort war erschreckend: In einem idyllischen Tal, unweit des geschützen Nationalparks fahren schwere Geräte ein und aus. Natur und Klima werden zerstört, um weiter dreckiges Gas zu fördern.

Zum Abschluss gingen wir noch einmal gemeinsam auf die Straße: „Stoppt die Gaslobby!“ war der Titel der Demonstration, die am Ausrichtungsort der Gaskonferenz letztes Jahr startete: dem Marriot Hotel. Dort war es 2023 zu massiver Polizeigewalt gekommen. Kraftvoll und mit lauten Reden lokaler wie auch internationaler Redner*innen zogen wir über den Ring. Vor der Raiffeisenbank, Sponsor der Gaskonferenz und Großinvestor in russische Gasprojekte, trafen wir auf die Fahrraddemo, die an der OMV-Zentrale gestartet war. Bewegende Reden über Energiearmut, Umweltrassismus, Vertreibung und Krieg in Zusammenhang mit der Gasindustrie schlossen die aufwühlende und so wichtige Protestwoche ab. Bei allem Frust über aktuelle Krisen und Lobbymacht; was blieb waren inspirierende Begegnungen, Geschichten und die kollektive Überzeugung für eine bessere, eine demokratische und gerechte Welt zu kämpfen – über Grenzen hinaus.