Arbeitsgruppe Care Revolution
Die zahlreichen Krisen im Finanz-, Gesundheits-, Care-, Energie- und Wohnsektor bei kontinuierlicher Ausbeutung der natürlichen Umwelt und dem Anstieg an Krieg und Militarisierung setzen den menschlichen Wohlstand im 21. Jahrhundert aufs Spiel. Die Kritik am Kapitalismus als Verursacher dieser multiplen Krisen wächst und der Ruf nach nachhaltigen und geschlechtergerechten Alternativen wird lauter. Gefordert wird ein Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, das anstatt von Profitinteressen die (Re-)Produktion des Lebens und die tatsächliche Bedürfnisbefriedigung aller Menschen priorisiert - in Österreich und der gesamten Welt.
Die AG Care Revo schließt sich dieser Kritik und Forderung an. Wir sind gegen die Abwertung und gleichzeitige Aneignung der Care-Arbeit durch die profit-orientierte Marktwirtschaft und positionieren uns ganz klar gegen eine Vermarktlichung der für alle Menschen notwendigen Sorgearbeit. Keine Profite mit unserer Gesundheitsversorgung! Genauso wenig darf Sorgetätigkeit als unbezahlte Arbeit auf Frauen* im sogenannten "Privaten" zurückfallen. Nieder mit der feminisierten und unbezahten Hausarbeit! Doch das Gegenteil passiert, immer noch ein großer Teil der Sorgeleistung wird im Privaten geleistet - Tendenz steigend, der Sozialsektor wird kaputtgespart und die globale und rassistische Ungrechtigkeit (in der Sorge) verstärkt sich, wenn besonders migrantisierte Menschen gezielt für die prekären Jobs angeworben werden und dafür oft Sorgeverantwortungen in ihrem Zuhause nicht mehr nachkommen können. Statt diese existenz-sichernde Arbeit an Frauen* und sexuell, kulturell, rassistisch und ökonomisch ausgegrenzte Männer und Migrant:innen unter ausbeuterischen Arbeitsbedingungen auszulagern, fordern wir eine Gesellschaft, in der die Verantwortung für und Ausübung von Care von allen Menschen getragen wird. Care muss ins Zentrum der Gesellschaft.
Als zentral sehen wir darin die Vergesellschaftung von Care, d.h. die demokratische, emanzipatorische und partizipative Organisation von Sorgearbeit. Diese Verlagerung der Care-Arbeit in eine Sphäre abseits von Markt, Staat und Familie ermöglicht eine Versorgungslandschaft, die sich an den tatsächlichen menschlichen Bedürfnissen statt am Profit orientiert und der kapitalistischen Verwertungslogik entzogen ist. Dies kann sich in demokratisch-organisierten Krankenhäusern, Nachbarschaftszentren, Waschküchen, Gemeinschaftsgärten oder vergesellschafteten Krankenversicherungen realisieren. In einer solchen dezentral-organisierten Daseinsvorsorge können alle entscheiden, wie/wann/wo für wen gesorgt wird. Ein Mitspracherecht in Bezug auf Care-Strukturen ist somit essentiell und in jeder Forderung mitzudenken.
Diese Ausrichtung wollen wir als AG Care Revo in unseren aktivistischen Tätigkeiten verankern und sicherstellen, dass konkrete Handlungsschritte auf die real-umsetzbare Utopie einer demokratischen, partizipativen, geschlechtergerechten und anti-rassistischen Gestaltung von Care ausgerichtet sind. Die Wege dorthin sind vielfältig und multilinear - nicht eine einzige Maßnahme wird die Missstände in der Fürsorgearbeit beseitigen und eine bedürfnis-orientierte Gesellschaft herbeiführen. Neben fairer Aufteilung zwischen den Geschlechtern werden Debatten über Verteilung von Reichtum, Erwerbsarbeitszeitverkürzung und die generelle Ausrichtung der Wirtschaft an einem guten Leben für alle statt am Profit notwendig sein.
Als AG Care Revo wollen wir Bildungsarbeit machen, Proteste organisieren, Netzwerk- und Zusammenschlüsse stärken und uns gemeinsam organisieren. Konkret ist die AG Care Revo gerade dabei, "fairsorgen! Wirtschaften für’s Leben" bei der Kampagne zum Thema Personalnot zu unterstützen und unsere Gedanken und Utopievorstellungen in die Ausarbeitung der Kampagne hineinzutragen. Die Personalnot sehen wir als einen grundlegenden Missstand der Care-Krise, der das Resultat bewusster politischer Entscheidungen ist, die den Sozialstaat aktiv aushungern und Menschen leiden lassen. Das Problem betrifft nicht nur bezahlte Care-Arbeitende, sondern auch Care-Bedürftige - das heißt uns alle! Der Weg zur Care-Gerechtigkeit führt an Care-Streiks nicht vorbei. Wir müssen uns über Strategien der Basisorganisierung zusammenschließen und gemeinsam durch Streiks selbstermächtigen. Wir können nicht auf den guten Willen der Politik warten - wir müssen die Veränderung sebst bringen. Einen Care-Streik sehen wir als ein zentrales emanzipatorisches Kampfmittel auf dem Weg zur Sorgegerechtigkeit, um die Kompromisslosigkeit der Lage zu unterstreichen. Denn es reicht.
Care Revolution now!
Du erreichst uns unter: agcarerevo@attac.at
