ATTAC Österreich teilt die heute im Mittagsjournal kolportierte Ansicht, dass alle Staaten bei der Einführung der Tobinsteuer mitmachen müssten, nicht. "82 Prozent des globalen Devisenhandels werden in nur acht Staaten durchgeführt: Grossbritannien, USA, Japan, Singapur, Deutschland, Frankreich, Schweiz und Hongkong. Diese Gruppe wäre völlig ausreichend für den Beginn", meint Christian Felber von ATTAC Österreich.
Auch ohne die USA würden in der verbleibenden 7-Länder-Gruppe noch 2/3 des weltweiten Devisenhandels erfasst werden. Der Devisenhandel wuerde sich davon abgesehen nicht mir nichts dir nichts in Offshore-zentren verlagern. Die Londoner City hat beispielsweise alle Wertpapiergeschäfte mit bis zu 2 Prozent besteuert (stamp duty), ohne dass die Investoren die Flucht ergriffen hätten. Ausserdem könnte der Kapitalverkehr mit Steueroasen, welche die Tobinsteuer boykottieren, mit einer "Maut" belegt werden: Verlagert eine Bank ihre Devisengeschäfte beispielsweise auf die Cayman-Inseln, bräuchte man nur Kapitalrückflüsse von dort dem doppelten bis dreifachen Steuersatz der Tobin-Steuer unterwerfen.
Das Trockenlegen von Steueroasen ist ohnehin im Interesse der Industrienationen. "Notfalls könnte man auch die Banken (aus den Industrieländern) sanktionieren, die den Devisenhandel in Steueroasen verlagern und die gültigen Steuer- und Regulierungsvorschriften ihrer Stammsitzländer umgehen, indem sie Steueroasen ausnützen", so Felber.
Die Schliessung von Steueroasen ist die zweite Kernforderung von ATTAC. "Steuerdumping, Geldwäsche, Stabilitätsgefahr und die Tatsache, dass gerade Entwicklungsländer durch die Existenz von Steueroasen benachteiligt werden, rechtfertigen ein hartes Vorgehen gegen diese Systemfehler der Weltwirtschaft", so Christian Felber abschliessend.