Für Attac ist der Plan der Regierung, Kapitalerträge aus Wertpapieren (nach einer Behaltefrist) steuerfrei zu stellen, ein weiteres Steuergeschenk für die Reichsten*. Kapitalerträge werden damit gegenüber Arbeitseinkommen noch stärker als bisher bevorzugt.
"Leistungslose Kapitalgewinne sind gegenüber Arbeitseinkommen bereits jetzt privilegiert, da sie einem niedrigen Einheitssatz von 25 bzw. 27,5 Prozent unterliegen. Diese Steuerprivilegien mit einer Abschaffung der Wertpapier-KESt noch zu auszuweiten, wäre vor allem ein riesiges Geschenk für die Reichsten im Land, da sie die höchsten Kapitalerträge lukrieren. Die Ungleichbehandlung von Kapital- und Arbeitseinkommen darf nicht noch weiter verstärkt werden", erklärt Kai Lingnau von Attac Österreich.
Alle Einkommensarten gleich behandeln und progressiv besteuern
Attac fordert daher, dass alle Einkommensarten steuerlich gleich behandelt werden. Kapitalerträge sollten in die Einkommenssteuer eingegliedert werden und wie Arbeitseinkommen mit Freibeträgen und progressiven Steuersätzen besteuert werden. Analog zur Meldung der Arbeitseinkommen durch die Arbeitgeber könnten Banken und Trading-Plattformen Kapitalerträge einfach und automatisch an die Finanzämter melden. Menschen mit sehr niedrigen Einkommen würden somit auch weniger oder gar keine Steuern auf Kapitalerträge bezahlen, während hohe leistungslose Kapitaleinkommen mehr zum Gemeinwohl beitragen würden.
„Nach der Senkung der Körperschaftsteuer und dem Nein zu Vermögensteuern wäre das Aus für die Wertpapier-KESt der nächste Schritt, um die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich weiter zu vergrößern. Doch gerade in der Corona-Krise sollte die Regierung durch mehr Steuergerechtigkeit hier endlich gegensteuern“, fordert Lingnau.
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* Nach Daten der Europäischen Zentralbank aus 2017 besitzen die reichsten 10 Prozent rund 58 Prozent des gesamten Aktienvermögens in Österreich.