News

Bill Gates oder Tux, der Pinguin. Wem vertrauen beim eGovernment?

Aktion für Freie Software anlässlich des Gates-Besuchs in Wien

Anlässlich des Besuchs von Microsoft-Chef Bill Gates in Wien und seines PR-Auftritts vor 400 Gemeinde-, Landes- und BundesverwaltungsvertreterInnen haben zahlreiche Linux-Gruppen und CodeAttac eine Pressekonferenz und eine Aktion vor der Industriellenvereinigung durchgeführt. Ein Pinguin - das Maskottchen des freien Betriebssystems Linux - forderte vor dem Haus der Industrie "freie Software für freie Bürger".

E-Government, die elektronische Kommunikation des Staatsbürgers mit Behörden, gewinnt einer aktuellen Studie zufolge in Europa rasant an Bedeutung. In vielen Ländern der EU wurden in der letzten Zeit wichtige - und richtige - Zeichen für die Bevorzugung offener Standards und Freier Software gesetzt. Der Konzern, der dadurch finanziell am meisten zu ver­lieren hat, ist Microsoft. "Dass Bill Gates seinen Österreich-Besuch daher auch dazu nutzt, höchstpersönlich Lobbying für seine Produkte zu machen, verwundert nicht", so Robert Seyfriedsberger von CodeAttac am Gehsteig vor der Industriellenvereinigung.

"Es geht dabei um weit mehr als eine bloß technische und finanzielle Produktentscheidung. Zwei grundsätzlich verschiedene Konzepte stehen sich gegenüber: proprietäre Monokultur gegen offene Standards und freien Wettbewerb der Ideen", so Seyfriedsberger weiter. "Proprietäre Software, also auch die von Microsoft, beschränkt die Möglichkeiten des Anwenders auf ein Minimum und ermächtig den Hersteller, beinahe beliebig in die Systeme einzugreifen. Missbrauch durch den Hersteller oder Dritte lässt sich nur schwer nachvollziehen oder verhindern."

Die Lizenzen Freier Software räumen dem Nutzer demgegenüber vier grundlegende Freiheiten ein: Das Recht, ein Programm für jeden beliebigen Zweck einzusetzen. Die Möglichkeit, untersuchen zu können, wie ein Programm funktioniert, und es den eigenen Bedürfnissen anzupassen. Das Recht, Kopien für sich und für Dritte anzufertigen. Die Freiheit, das Programm zu verbessern und diese Verbesserungen der Allgemeinheit zugänglich zu machen.

CODEattac betrachtet diese Freiheiten als wesentlich für eine demokratische (Informations-)Gesellschaft und fordert daher, alle Pläne zum Einsatz von Freier Software und offenen Standards für öffentliche Aufgaben nicht nur beizubehalten, sondern noch auszubauen und voranzutreiben.

Attac fordert, dass Open Source Software auch in der öffentlichen Verwaltung bevorzugt eingesetzt wird. "Schließlich stellt Software eine Grundlage der wachsenden Informationsgesellschaft dar, und dieses Öl der Zukunft sollte nicht von wenigen Softwekkonzernen kontrolliert werden, sondern der Gesellschaft als ganzer in form von freier Software zur Verfügung stehn", so Seyfriedsberger abschließend.

CODEattac ist eine Inhaltsgruppe von attac Österreich. Wir engagieren uns für eine nach­haltige Gestaltung der Informations- und Kommunikationstechnologien, diskutieren die Auswirkungen auf Gesellschaft, Technik und Wirtschaft und zeigen sozial sinnvolle Alternativen zu den vorherrschenden Kommerzialisierungstendenzen auf.