Was bedeutet Lithiumabbau für Kärnten – und wie hängt das mit der europäischen Energiezukunft zusammen?
Rückblick: Lithium-Wochenende in Frantschach-St.Gertraud
Am ersten Juniwochenende 2025 luden Attac Österreich, die Gemeinde Frantschach-St. Gertraud sowie die Attac-Regionalgruppe Kärnten zu einem interaktiven Bildungswochenende rund um das Thema Lithiumabbau ein – mit besonderem Fokus auf die Rolle der Region im Kontext europäischer Rohstoffstrategien. Die Veranstaltung wurde im Rahmen eines Erasmus+ Erwachsenenbildungsprojekts kofinanziert.
Warum hier? Warum jetzt?
Mit dem Beschluss des EU Critical Raw Materials Act steigt der politische und wirtschaftliche Druck, strategische Rohstoffe wie Lithium vermehrt innerhalb Europas zu fördern. Auch in Österreich rücken damit bekannte Vorkommen in den Fokus – etwa unter der Koralpe in Kärnten, wo der australische Konzern European Lithium seit Jahren Explorationsrechte hält. Während auf europäischer Ebene über Versorgungssicherheit debattiert wird, blieb der Dialog mit der lokalen Bevölkerung bislang weitgehend aus.
Freitag: Podium, Perspektiven, Positionen
Am Freitagabend, dem 6. Juni, fand in der artBox in Frantschach eine öffentliche Podiumsdiskussion mit dem Titel „Lithiumabbau – europäische Zukunftsvision und lokale Konsequenzen“ statt. Nach einer Begrüßung und Einführung durch Emil Engels (Attac Österreich) sowie einer kritischen Keynote von Prof. Michael Tost (Montanuniversität Leoben), diskutierten auf dem Podium:
Nina Djukanović (Universität Oxford), forscht zu sozialen Bewegungen und Widerstand gegen Lithiumabbau in Serbien
Günther Vallant (Bürgermeister Frantschach-St. Gertraud, ÖGB-Regionalsekretär)
Prof. Michael Tost (Bergbautechnik und Nachhaltigkeit)
Lucia Steinwender (Journalist*in, Übersetzung)
Moderation: Emma Schrade und Paul Mühlleitner (Attac)
Vor über 40 interessierten Gästinnen wurde lebhaft über mögliche Auswirkungen eines künftigen Abbaus diskutiert: über Fragen von Umweltverträglichkeit, demokratischer Teilhabe, über europäische Zukunftsvisionen – und die ganz konkreten Interessen vor Ort. Besonders eindrücklich waren die Erfahrungsberichte aus Serbien, wo Anwohner*innen massive soziale und ökologische Folgen durch Lithiumprojekte erleben – meist ohne Mitsprache.
Samstag: Vertiefung, Austausch und ein Ort der Entscheidung
Am Samstag traf sich eine kleinere Gruppe von Teilnehmenden aus der Region sowie Klimaaktivist*innen zu einem vertiefenden Workshop. In interaktiven Formaten wurde analysiert, welche Parallelen und Unterschiede zwischen Kärnten und anderen betroffenen Regionen bestehen. Abschließend wurde bei einem Reflexionsspaziergang zur Probebohrstelle im Wald der Koralpe spürbar: Die Debatte ist nicht abstrakt, sondern betrifft Land, Wasser, Gemeinwohl – und die Zukunft einer Region.
Bildung wirkt – lokal und transnational
Mit dem Wochenende wurde nicht nur eine erste öffentliche Debatte zum Thema Lithiumabbau in der Gemeinde angestoßen. Vielmehr wurden zentrale Ziele unseres Erasmus+ Projekts erreicht: kritische Bildungsarbeit mit lokalem Bezug, europapolitische Einbettung, Beteiligung unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen und der Aufbau grenzüberschreitender Lernräume. Neue Netzwerke sind entstanden und vor Ort wurde auch von der lokalen Presse berichtet, bspw. hier und hier.