Bei einem Pressegespräch in Wien warnte der brasilianische CUT-Gewerkschafter Gonzalo Berron vor einer weiteren Liberalisierung des Welthandels. Selbst Schwellenländer wie Brasilien würde die Handelsliberalisierung bei Industriegütern und Dienstleistungen nur einer Minderheit nützen und eine große Mehrheit von VerliererInnen verursachen, wie bereits die Erfahrungen Mexikos im NAFTA gezeigt hätten. "Die Liberalisierungsgewinne Brasiliens kämen wenigen Agrarkonzernen zugute, während im Gegenzug Arbeitsplätze im Industrie- und Dienstleistungssektor zerstört würden; aber selbst die kleinstrukturierte Landwirtschaft würde dem Konkurrenzdruck nicht standhalten", so der Gewerkschafter, der außerdem eine Verschlechterung des Zugangs breiter Bevölkerungsteile zu grundlegenden Daseinsvorsorgeleistungen wie Gesundheit, Wasser oder Bildung erwartet.
Wolfgang Greif, internationaler Sekretär der GPA, forderte verbindliche Sozial- und Arbeitsstandards innerhalb der Welthandelsregeln. Für dieses Ziel müsse eine formale Zusammenarbeit zwischen ILO und WTO eingerichtet werden, derzeit habe die ILO nicht einmal Beobachterstatus. Greif wiederholte die ÖGB-Forderung nach einem Moratorium bei den GATS-Verhandlungen.
"Für die rund zwei Milliarden Menschen, die großteils in kleinstrukturierten Landwirtschaftsbetrieben arbeiten oder selbstversorgerisch leben, bedroht noch stärkerer Zollabbau und Marktöffnung ihre Existenzgrundlage?, erklärt Alexandra Strickner vom Institut für Landwirtschafts- und Handelspolitik (IATP) in Genf. Freihandel in der Landwirtschaft bedeutet Exportorientierung und Massenproduktion von Lebensmittel statt Ernährungssicherheit und qualitativ hochwertiger, regional hergestellter Lebensmittelproduktion den Vorrang zu geben. Strickner verlangt das Recht der Länder die landwirtschaftliche Produktion für die Ernährung der eigenen Bevölkerung zu schützen, eine Preis- und Mengenregulierung der Rohstoffmärkte und die Verringerung der Marktkonzentration in der gesamten Lebensmittelkette.
"WTO und Freihandel haben ihr Versprechen nicht gehalten. Weltweit steigen Arbeitslosigkeit und Armut, während das Wirtschaftswachstum mit zunehmender Liberalisierung immer langsamer wird", so Franziskus Forster von Attac Österreich. (Zahlen in beigefügten Dokument). Freihandel führt nicht zu breitem Wohlstand auf allen Seiten, sondern gefährdet weltweit die Mehrheit der ArbeitnehmerInnen, HandwerkerInnen, HändlerInnen, BäuerInnen, FischerInnen und indigene Bevölkerungen. Gewinner sind die Konzerne, sie profitieren vom Lohndumping und vom Raubbau an der Natur. "Die Regierungen müssen Freihandel von der Agenda nehmen und einen nachhaltigen Entwicklungsweg nach dem Vorbild von Fair Trade einschlagen", fordert Forster abschließend.