Für das globalisierungskritische Netzwerk Attac ist der heute präsentierte Richtlinienentwurf der EU-Kommission zum Handel mit Derivaten und zum "Short-Selling" (Leerverkäufen) nur ein erster, ungenügender Schritt in die richtige Richtung.
Nach wie vor ist keine Zulassungsprüfung für Derivate vorgesehen. Alle Derivate bleiben erlaubt. ?Die bedingungslose Zulassung von Derivaten erhöht das Systemrisiko massiv. Bestimmte hochriskante Derivate dürften gar nicht genehmigt werden, zum Beispiel CDOs (komplizierte Bündel verbriefter Kredite) und CDS (Kreditausfallversicherungen), Wetten auf Rohstoffpreise oder gedeckte oder ungedeckte Leerverkäufe?, kritisiert Karin Küblböck von Attac Österreich. Nach Ansicht von Attac müsste eine EU-Finanzaufsicht bestehende Derivate überprüfen und gegebenenfalls zurückrufen, sowie den Import von außerhalb der EU zugelassenen gefährlichen Derivaten durch Kapitalverkehrsbeschränkungen verhindern.
Attac kritisiert weiters, dass der außerbörsliche Handel ?Over the Counter? (OTC) nicht auf die beaufsichtigten Börsen verlagert werden soll. ?Alles an die Börsen. Der unregulierte Handel außerhalb der Börsen muss völlig beendet werden. Derivate sollten aufgrund ihres Systemrisikos nur an "sicheren" Plätzen gehandelt und mit hohen Sicherheitsunterlegungen vermittelt werden?, fordert Küblböck.
Finanzderivate sind nichts anders zu behandeln als eine Risikotechnologie, was sie inzwischen viel zu oft bewiesen haben: Metallgesellschaft (1992), Orange County (1994), Barings Bank (1995), LTCM (1998), Enron (2001) und Immobilienblase (2008). Daher hat auch hier Vorsorgeprinzip zu gelten. "Es ist völkerrechtlicher Standard auf die Anwendung zu riskanter, komplexer, undurchschaubarer Technologien zu verzichten oder sich zumindest vor ihrem Import schützen zu dürfen?, erklärt Küblböck.
News