News

G8: Handelsliberalisierungen verschärfen Hunger- und Finanzkrise

Attac fordert kooperatives und gerechtes Handelssystem

Das globalisierungskritische Netzwerk Attac kritisiert die Absicht der G8, die Doha-Runde der Welthandelsorganisation (WTO) im Jahr 2010 zu einem Abschluss zu bringen. ?Handelsliberalisierungen würden die Hunger- und Finanzkrise verschärfen. Sie würden somit genau das Gegenteil dessen bewirken, was die G8 vorgibt anzustreben. Der Doha-Runde darf man keine Träne nachweinen", sagt Attac-Obfrau Alexandra Strickner. In Wahrheit ist das Scheitern der Freihandelsgespräche ist ein Segen für viele Beschäftigte, Kleinbäuerinnen und Kleinbauern. Durch eine weitere Liberalisierung der Märkte würde die globale Standortkonkurrenz noch härter werden. Die Armut würde zunehmen. Steigen würden lediglich die Profitmöglichkeiten für international operierende Konzerne. 
 
 Da die Liberalisierung von Finanzdienstleistungen im Rahmen des GATS* Teil der Doha-Runde ist, würde ein Abschluss auch den Spielraum der Regierungen einschränken, die Finanzmärkte effektiv zu regulieren. 
 
 Attac fordert, die weltweite Liberalisierung von Märkten durch multilaterale und bilaterale Handels- und Investitionsabkommen zu stoppen. Notwendig sei stattdessen ein kooperatives und faires Handelssystem, das regionale Entwicklungsmöglichkeiten fördert. Zu der für den 30. November anberaumten Ministerkonferenz der WTO in Genf - exakt zehn Jahre nach der gescheiterten und von großen Straßenprotesten behinderten WTO-Konferenz in Seattle - ruft das Attac-Netzwerk zu Protesten auf. 
 
 Attac kritisierte auch das Vorhaben der G8, 15 Milliarden Dollar für die Entwicklung der Landwirtschaft zur Verfügung zu stellen. "Was sich auf den ersten Blick gut anhört, die Förderung einer eigenständigen Landwirtschaft, entpuppt sich auf den zweiten Blick erneut als Förderung multinationaler Konzerne, denen Absatzmärkte für die Entwicklung der grünen Gentechnik gesichert werden", sagt Strickner. Statt einer eigenständigen, ökologischen Landwirtschaft würden neokoloniale Abhängigkeiten geschaffen und verstärkt. Noch beim G8-Gipfel vor einem Jahr in Japan hatte sich etwa die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel für einen verstärkten Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut stark gemacht. 
 
 Attac forderte, dass der diesjährige G8-Gipfel der letzte war. Strickner: "Diese exklusiven Treffen waren und sind illegitim, und ihre Politik zementiert eine Wirtschaftsordnung, die gegen die Interessen des größten Teils der Bevölkerung in Nord und Süd verstößt. Es sind es vor allem die Regierungen der G8, die mit ihrer Deregulierungspolitik die Weltwirtschaftskrise zu verantworten haben." 
 
 *GATS: General Agreement on Trade in Services