Der Einzelhandelsriese Amazon steht weltweit für Steuermissbrauch, schlechte Arbeitsbedingungen, niedrige Löhne und aggressive Gewerkschaftsbekämpfung in der Kritik.
Anlässlich des Black Friday protestieren ab heute tausende Arbeitnehmer*innen, Gewerkschaften und zivilgesellschaftliche Organisationen in über 30 Ländern auf sechs Kontinenten gegen die Geschäftspraktiken des Konzerns. Unter dem Motto Make Amazon Pay organisieren Aktivist*innen Streiks, Demonstrationen und kreative Protestaktionen, darunter in den USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Japan, Indien, Brasilien und auch in Österreich.
„Steuermissbrauch ist Diebstahl“
- In Frankreich mobilisiert Attac unter dem Motto „Steuermissbrauch ist Diebstahl!“ an hunderten Amazon-Lagern und Abholstationen gegen die Steuertricks des Konzerns.
- In Wien forderten Aktivist*innen vor dem Parlament die österreichische Regierung auf, den Steuerbetrug großer Konzerne wie Amazon endlich wirksam zu bekämpfen.
- In Großbritannien übergab Tax Justice UK eine Petition mit über 110.000 Unterschriften gegen Steuervergünstigungen für Amazon an die Regierung.
- In Luxemburg wird eine Koalition aus Gewerkschaften, Steuergerechtigkeits- und Umweltorganisationen einen öffentlichen Protest auf einem zentralen Platz organisieren, um auf die Steuervermeidung von Amazon aufmerksam zu machen.
„Die europäische Tochter von Amazon zahlte 2021 trotz eines Umsatzes von über 51 Milliarden Euro keine Unternehmenssteuern. Öffentlichen Haushalten fehlen dadurch Millionen, die dringend für Krankenhäuser, Schulen, Kinderbetreuung, den öffentlichen Verkehr und den Klimaschutz benötigt werden“, kritisiert David Walch von Attac Österreich.
Faire Entlohnung und Gewerkschaften anerkennen
Weltweit fordern die Protestierenden, dass Amazon seine Beschäftigten fair entlohnt und Gewerkschaften anerkennt. „Amazon hat Millionen investiert, um Arbeitnehmer*innen davon abzuhalten, sich zu organisieren. Doch die Streiks und Proteste zeigen, dass der Wunsch nach Gerechtigkeit und Gewerkschaftsrechten nicht zu stoppen ist“, erklärt Christy Hoffman, Generalsekretärin der UNI Global Union.
- In Deutschland ruft die Gewerkschaft Ver.di zu Streiks in mehreren Logistikzentren auf, darunter in Bad Hersfeld, Dortmund, Leipzig und Rheinberg. Ver.di fordert von Amazon seit mehr als zehn Jahren erfolglos den Abschluss eines Tarifvertrages und eine Anerkennung der Flächentarifverträge für den Einzel- und Versandhandel.
- In Bangladesch gehen Textilarbeiter*innen auf die Straße und fordern eine faire Behandlung durch mit Amazon verbundene Lieferanten.
- Die Fahrer*innen von Amazon in Atlanta, USA schlossen sich der International Brotherhood of Teamsters (IBT) an und forderten am Mittwoch mit einem „March on the Boss“ die Anerkennung der Gewerkschaft. Sie schließen sich Hunderten von Fahrer*innen aus Illinois, New York und Kalifornien an.
- In Italien werden Amazon-Beschäftigte im Rahmen des Generalstreiks des Landes in den Ausstand treten.
- In zwölf Städten Indiens werden Amazon-Beschäftigte und ihre kürzlich gegründete Gewerkschaft Amazon Workers India Union (AIWU) Kundgebungen abhalten, um faire Löhne, bessere Arbeitsbedingungen und Arbeitsplatzsicherheit zu fordern. In Neu-Delhi wird es eine zentrale Protestveranstaltung geben, und Straßenverkäufer*innen werden auf Märkten in ganz Indien Aktionen durchführen.
- In Onda, Spanien, werden 500 Beschäftigte ab dem Black Friday für eine bessere Bezahlung streiken, wobei die Möglichkeit besteht, den Streik über das gesamte Wochenende bis zum Cyber Monday auszudehnen.
- In Tokio, Japan, werden Aktivist*innen vor dem Hauptsitz von Amazon gegen die Ausbeutung von Fahrer*innen protestieren.
- In London, Großbritannien, werden Arbeiter*innen und Aktivist*innen vor der Amazon-Zentrale protestieren, um gegen schlechte Arbeitsbedingungen, Steuermissbrauch und die Zerstörung der Umwelt zu protestieren.
- In Istanbul, Türkei, werden Gewerkschafter*innen vor dem Büro von Amazon protestieren.
- In Bogota, Kolumbien, werden Gewerkschafter*innen vor einem Amazon-Callcenter protestieren.
- Buchhändler*innen werden weltweit auf das Verhalten von Amazon aufmerksam machen, das den lokalen Handel zerstört.
Klimakrise und schleppende Fortschritte
Zu all diesen Kritikpunkten kommt Amazons schleppender Fortschritt im Klimaschutz. Trotz der Ankündigung, bis 2040 klimaneutral zu werden, stiegen die jährlichen CO₂-Emissionen des Konzerns seit 2019 um 34,5 Prozent. Verbindliche Zwischenziele auf dem Weg zur angekündigten Klimaneutralität bis 2040 fehlen.
Hintergrund: Make Amazon Pay
Der „Make Amazon Pay Day“ wurde am Black Friday 2020 von UNI Global Union und Progressive International ins Leben gerufen. Die Bewegung wächst jährlich und vereint eine immer breitere Koalition aus Gewerkschaften, Aktivist*innen und Verbündeten, die fordern, dass Amazon Menschen über Profite stellt.
Weitere Informationen:
www.makeamazonpay.com