Bei zahlreichen Esso-Tankstellen in Wien, Innsbruck und Salzburg finden heute Informationsveranstaltungen über die Geschäftspraktiken des Ölmultis Esso (Exxon-Mobil) statt. Die heutigen Aktionen werden vor allem von ATTAC, Greenpeace und der ÖH unterstützt. Unter dem Motto "Oil kills" werden im Lauf des Tages Tiger die Menschen ansprechen, vor einer Wiener Tankstelle wird Aktionstheater geboten, Radfahrer werden "ohne Esso mobil" dabei sein, in Innsbruck gibt es die Möglichkeit, bei einem Esso-Quiz mitzumachen, dem Gewinner winkt ein "StopEsso"-T-Shirt.
Heute (23.10.02) beginnt in New Delhi die achte Runde der Klimaverhandlungen zur Umsetzung des Kyoto-Protokolls. Esso lehnt dieses Klimaschutz-Protokoll noch immer ab und hat sich in der Vergangenheit dafür stark gemacht, dass keine Emissions-Reduktionsziele festgelegt werden. Die Organisationen fordern beim heutigen Aktionstag unter anderem, dass es zu einer drastischen Reduktion der Treibhausgase kommt, mit verbindlichen Zielen. Esso muss sich dafür engagieren statt für ein weiteres Aufschieben von Klimaschutzmaßnahmen. Kritisiert wird aber auch das Verhalten Essos in Menschenrechtsfragen, Esso ist eines jener Unternehmen, die am meisten vom drohenden Ölkrieg im Irak profitieren werden.
Erst vergangene Woche haben die Organisationen wieder den Dialog mit Esso gesucht, ein Gespräch wurde von Esso-Geschäftsführer Franz Hartmann kurzfristig abgelehnt. Noch tags zuvor ließ Hartmann über die Medien ausrichten, dass man "schon häufig versucht habe, mit den Umweltschützern zu sprechen, die aber nicht an einem Dialog interessiert waren". Als Amnesty und Greenpeace wie angekündigt zum Gespräch erschienen, blieb die Tür verschlossen. "Offensichtlich ignoriert Esso Österreich die ?open door-policy¹ aus den firmeninternen Verhaltensrichtlinien", wundert sich Jurrien Westerhof, Greenpeace-Energieexperte. Lediglich Fair-Trade-Süßigkeiten konnten einer Esso-Mitarbeiterin übergeben werden, als Dank für ihre Bemühungen, den Termin zustande zu bringen.
Auch amnesty-Generalsekretär Heinz Patzelt war von der Reaktion Essos überrascht: Esso warf amnesty und Greenpeace als Reaktion auf eine Einladung für eine Podiumsdiskussion vor, "Schauprozesse wie unter Berja in der Stalin-Ära" zu betreiben. "Derartige Argumente und Reaktionen kennt amnesty aus Jahrzehnte langer Erfahrung. Immer dann, wenn Regierungen keinerlei Argumente für ihr Menschenrechtsverletzendes Verhalten hatten, haben sie versucht, auf ai-Kritik mit Gesprächsverweigerung und absurder Denunziation zu reagieren. So wurde ai gleichzeitig von der damaligen Sowjetunion als offensichtlich vom CIA gesteuert und von den USA als bekannte KGB-Vorfeldorganisation bezeichnet."
In England tanken bereits 1 Million Menschen weniger bei Esso. Auch in anderen Ländern steht der Ölmulti unter Druck: Börsenanalysten der Deutschen Bank machen sich bereits Sorgen über wirtschaftliche Folgen für Esso wegen des Images als Umweltsünder Nr. 1.