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Österreich verliert jährlich 713 Mio. Euro durch Steuersümpfe in der EU

Der politische Einfluss der Konzerne ist weiterhin zu groß

Die Steuertricks von Konzernen kosten Österreich jährlich rund eine Milliarden Euro. Allein die Verluste durch Gewinnverschiebungen in Steuersümpfe innerhalb der EU wie Malta, Luxemburg oder Irland machen mit 713 Millionen Euro davon rund zwei Drittel aus. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der Universität California, Berkeley und der University of Copenhagen in einer neuen Studie. (1) Für Attac Österreich ist dies ein weiterer Beleg dafür, dass zuallererst die EU-Regierungen und nicht nur ferne Karibik-Inseln dafür sorgen müssen, dass Konzerne ihre Gewinne dort versteuern, wo sie wirtschaftlich tätig sind. Die Lösungen liegen seit Jahren auf dem Tisch.

Damit Konzerne ihre Gewinne dort versteuern, wo sie wirtschaftlich tätig sind, benötigt es eine Gesamtkonzernsteuer. Sie könnte – ergänzt mit einem Mindeststeuersatz – zunächst auch nur in der EU eingeführt werden. Dabei werden Konzerntöchter auf Basis des global erzielten Gewinns eines Konzerns besteuert. Dieser Gewinn wird je nach realer Wertschöpfung anteilig auf Länder aufgeteilt und dann entsprechend besteuert. Die Gewinnverschiebungen zwischen Konzerntöchtern hätten damit ein Ende. (2) Für ihre Umsetzung ist es allerdings nötig den politischen Druck auf Steuersümpfe in der EU zu erhöhen. "Falls nötig müssen dabei auch einseitig Maßnahmen ergriffen werden. Doch der politische Einfluss der Konzerne und der großen Wirtschaftsprüfungskanzleien ist dafür offensichtlich zu groß, auch in Verlierer-Ländern wie Österreich oder Deutschland“, kritisiert Kai Lingnau von Attac Österreich.

Interaktive Karte zeigt erstmals, wie viel Steuertricks jedem Land kosten

Zusätzlich zur Studie zeigt eine neue interaktive Weltkarte (https://missingprofits.world/) der Forscher Thomas Tørsløv, Ludvig Wier and Gabriel Zucman erstmals, wie viel die Steuertricks multinationaler Konzerne jedes Land genau kosten. Deutschland bespielsweise verliert laut Studie rund 20 Milliarden Dollar an Steuereinnahmen, davon 15,5 Milliarden durch Gewinnverschiebungen in andere EU-Staaten. Weltweit haben Konzerne im Jahr 2016 mehr als 650 Milliarden Dollar an Profiten in Steuersümpfe verschoben. Die globalen Einnahmen aus der Besteuerung von Unternehmen werden dadurch um fast 10 Prozent reduziert - Geld dass den Staaten für wichtige öffentliche Investitionen fehlt.

Für noch exaktere und weitreichendere Berechnungen fordern die Forscher Transparenz über die länderweisen Gewinn- und Steuerdaten multinationaler Konzerne – eine Forderung die Attac seit viele Jahren erhebt, von der österreichischen Regierung jedoch seit Jahren auf EU-Ebene bekämpft wird.
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(1) The Missing Profits of Nations (by Thomas Tørsløv, Ludvig Wier and Gabriel Zucman)
September 2019: Siehe: https://missingprofits.world/

(2) Mehr Infos unter: https://www.attac.at/kampagnen/konzernsteuer/die-loesung-gegen-steuertricks.html
Diskutiert wird die Gesamtkonzernsteuer in der EU seit Jahren erfolglos unter dem Titel „Gemeinsame konsolidierte Körperschaftsteuer-Bemessungsgrundlage“ (GKKB).

Steuergerechtigkeit