Das globalisierungskritische Netzwerk Attac begrüßt das Vorhaben der EU-Kommission, den IKEA-Konzern wegen unzulässiger Steuerpraktiken zu überprüfen. „Dieser Schritt ist überfällig und ein Erfolg für die kritische Zivilgesellschaft in Europa“, erklärt David Walch von Attac Österreich.
Der Einsatz einer engagierten EU-Kommissarin gegen Einzelfälle reicht aber nicht, denn die Liste der Einzelfälle ist endlos. Die EU muss Steuertricks für Konzerne endlich systematisch bekämpfen – zur Not auch ohne die Zustimmung aller Mitgliedsstaaten. Die Lösung dafür ist eine Gesamtkonzernbesteuerung (2).
IKEA hat erfunden, was Amazon, Starbucks, Google & Co. praktizieren
Die Studie "Ein Dschungel namens IKEA" von Attac Deutschland (1) zeigte bereits 2013 exakt auf, wie IKEAs Konzernstruktur und Finanzoperationen systematisch dazu dienen, möglichst wenig Steuern zu zahlen. Studienautor Karl-Martin Hentschel: "Bei IKEA findet man alles, was in Handbüchern zur Steuervermeidung beschrieben wird. Was Amazon, Starbucks, Apple und Google heute praktizieren, hat IKEA erfunden. Höchste Zeit das ‚Modell IKEA‘ endlich abzuwickeln."
EU muss Franchising-Coup von IKEA angehen
Attac fordert die EU insbesondere auf, das Franchising-Modell von IKEA endlich zu unterbinden, mit dem der Konzern jährlich eine halbe Milliarde Euro Gewinn an der Steuer vorbei nach Liechtenstein verschiebt. „Dieser Coup des IKEA-Patriarchen Ingmar Kamprad schreit geradezu danach, dass die EU-Kommission weiter bohrt“, sagt Karl-Martin Hentschel. 2012 schenkte Kamprad den Namen „IKEA“ der Interogo-Stiftung in Liechtenstein. Diese Stiftung gilt als Privatstiftung der Familie Kamprad mit dem Ziel, die Familienmitglieder für alle Ewigkeit zu versorgen. Die Stiftung verkaufte den Namen „IKEA“ für neun Milliarden Euro an die Konzerntochter „Inter IKEA Systems“. Diese betreibt seitdem das Franchising-Geschäft: Alle IKEA-Märkte zahlen einen erheblichen Teil ihres Gewinnes als Franchising-Gebühren. Insgesamt nimmt die „Inter IKEA Systems“ so jährlich etwa eine Milliarde Euro ein. Damit sie diese großteils nicht versteuern muss, hat sie sich von der Interogo-Stiftung mehrere Milliarden Euro geliehen, um den Kauf des Namens IKEA zu bezahlen. Dafür zahlt sie jährlich etwa eine halbe Milliarde „Zinsen“ an die Stiftung in Liechtenstein – steuerfrei.
Weitere Informationen:
(1) Details dazu siehe: www.attac.at/kampagnen/steuertricks-stoppen/die-loesung.html
(2) "Ein Dschungel namens IKEA": www.attac.de/fileadmin/user_upload/Kampagnen/konzernbesteuerung/Fotos/Recherche_IKEA.pdf
Rückfragen:
David Walch, Attac Österreich, 0650 544 00 10, presse@attac.at,
Karl-Martin Hentschel, Attac-Deutschalnd, Tel. +49 151 5908 4268