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Vienna Insurance Group: Internationaler Klima-Protest bei der Hauptversammlung

„Konzern muss Geschäften mit Öl, Gas und Kohle eine klare Absage erteilen“

42 zivilgesellschaftliche Organisationen* aus Mittel- und Osteuropa haben heute bei der Jahreshauptversammlung der Vienna Insurance Group (VIG) mit Transparenten und Fragen an die Konzernführung scharfe Kritik an der Geschäftspolitik des Unternehmens in Bezug auf fossile Brennstoffe geübt (BILDLINK). In einem offenen Brief fordern sie die Vorstandsvorsitzende Elisabeth Stadler auf, die Geschäftspolitik der VIG mit dem 1,5-Grad-Ziel in Einklang zu bringen und sich aus Geschäften mit fossilen Projekten zurückzuziehen. Auch die Aktionär*innen der VIG wurden vor Ort aufgerufen, eine klimaverträgliche Konzernpolitik einzufordern.

„Die VIG hat bis dato Geschäften mit Öl- und Gaskonzernen keine Absage erteilt, und ihre Richtlinien für den Kohlesektor sind völlig unzureichend. Das ist nicht nur im Hinblick auf den Klimaschutz völlig inakzeptabel. Die VIG bleibt diesbezüglich auch hinter anderen großen europäischen Versicherungen zurück. Zudem gibt es keine Transparenz hinsichtlich der tatsächlich unterstützten fossilen Projekte“, kritisiert Mario Taschwer von Attac Österreich.

Versicherung schmutziger Energiekonzerne, personelle Verflechtungen mit der OMV

Die VIG hat bereits in der Vergangenheit fossile Energieriesen versichert. Dazu zählt etwa der tschechische Energiekonzern EPH - einer der schmutzigsten Energiekonzerne und drittgrößter CO2-Emittent in Europa. Außerdem gibt es personelle Verflechtungen mit der fossilen Industrie: VIG-Vorstandsvorsitzende Stadler ist auch Aufsichtsratsmitglied der OMV, zugleich führt ein am 24. Mai veröffentlichter Greenpeace-Report die VIG als Versicherer fossiler OMV-Projekte in Norwegen an. „Diese Verbindungen mit fossilen Konzernen müssen möglichst rasch beendet werden", fordert Radek Kubala, Forscher und Aktivist von Re-set: Plattform für sozial-ökologische Transformation.

Fossile Projekte sind auf Versicherer angewiesen – und dürfen nicht fortgeführt werden

Versicherungskonzerne wie die VIG spielen bei fossilen Brennstoffen eine wichtige Rolle. Denn neue und bestehende fossile Projekte können ohne Rückhalt und finanzielle Garantien von Versicherungen nicht weiter verfolgt werden, ohne erhebliche Risiken einzugehen. „Es ist wissenschaftlicher Konsens, dass es keine neue Infrastruktur für fossile Brennstoffe geben darf, wenn wir eine lebenswerte Zukunft für alle sichern wollen", erklärt Chloé Vésier, Forscherin und Aktivistin der tschechischen Organisation Re-set: Plattform für sozial-ökologische Transformation.

„Die Menschen in Mittel- und Osteuropa erwarten von den Versicherungskonzernen, dass sie ihre Zukunft schützen. Wir werden uns daher weiter engagieren, bis die VIG den nötigen Wandel herbeiführt", erklärt Márton Veszprémy, Klimaaktivist bei Fridays For Future Ungarn.

"Gerade die Versicherungsbranche hat einen besonders wirksamen Hebel. Hier geht es um große Geldsummen, die europäische Versicherer, darunter die VIG, verantworten. Die Unternehmensführung der VIG entscheidet über ihre Kriterien. Wollen sie sich weiter auf schmutzige Geschäfte fokussieren, oder saubere und sichere Märkte ermöglichen?", kommentiert Lisa Grasl, Expertin für CSR & Sustainable finance bei GLOBAL 2000.

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Im offenen Brief richten die Organisationen sechs Forderungen an die VIG:

1. Sofortige Einstellung der Versicherung von neuen und ausgeweiteten Kohle-, Öl- und Gasprojekten.

2. Sofortige Einstellung der Versicherung von Neukunden aus dem Sektor der fossilen Industrie, die nicht auf einen glaubwürdigen 1,5ºC-Pfad ausgerichtet sind. Innerhalb von zwei Jahren schrittweise Einstellung aller Versicherungsleistungen für bestehende Kund*innen aus dem Bereich der fossilen Brennstoffe, die nicht auf einen solchen Pfad ausgerichtet sind.

3. Unverzügliche Veräußerung aller Vermögenswerte, einschließlich der für Dritte verwalteten Vermögenswerte, von Kohle-, Öl- und Gasunternehmen, die sich nicht an einem glaubwürdigen 1,5ºC-Pfad orientieren.

4. Festlegung von verbindlichen Zielen für die Reduzierung der versicherten Emissionen der VIG fest bis Juli 2023, die transparent und umfassend sind und sich an einem glaubwürdigen 1,5ºC-Pfad orientieren.

5. Unverzügliche Einführung von Policies, die Sorgfaltspflichts- und Überprüfungsmechanismen festlegen, um sicherzustellen, dass die von der VIG versicherten Unternehmen alle Menschenrechte vollständig respektieren und einhalten.

6. Unverzügliche und transparente Anpassung von Stewardship-Aktivitäten, Mitgliedschaften in Wirtschaftsverbänden sowie öffentlichen Positionen als Aktionärin und Corporate Citizen an einen glaubwürdigen 1,5ºC-Pfad.

Die Vienna Insurance Group (VIG) ist das führende Versicherungsunternehmen in Mittel- und Osteuropa. Mit Hauptsitz in Wien und 50 Niederlassungen in 25 Ländern versichert sie 28 Millionen Kund*innen. Im Jahr 2022 verzeichnete sie einen Gewinn von 466 Millionen Euro.

Rückfragen (englisch):

Katarína Kováčová
Re-Set: Platform for social and ecological transformation
kkovacova96ATTAC@gmail.com
+420 777 956 609

Zu den Unterzeichnenden:

Die Unterzeichnenden des offenen Briefes kommen aus Österreich, Bosnien und Herzegowina, Kroatien, der Tschechischen Republik, Estland, Ungarn, dem Kosovo, Moldau, Polen, Rumänien, der Slowakei und der Ukraine.

Österreich: Attac Österreich; GLOBAL 2000; Jugendrat Wien
Bosnien und Herzegowina: Verein "Ressource Aarhus Zentrum in BiH"
Tschechische Republik: Re-set: platforma pro sociálně-ekologickou transformaci; Arnika; Budoucí; Děti Země (Kinder der Erde); Hnutí DUHA - Friends of the Earth CZ; Calla - Sdružení pro záchranu prostředí, z.s.; Greenpeace Czech Republic; Slušná firma, z.s.; Universities for climate; NaZemi; Limity jsme my; Klimatická koalice; NESEHNUTÍ
Estland: Estnische Grüne Bewegung; Estwatch
Ungarn: Fridays for Future Hungary; Clean Air Action Group; Extinction Rebellion Hungary; National Society of Conservationists - Friends of the Earth Hungary
Kosovo: Vereinigung für Klimabewusstsein; EcoZ
Litauen: Fridays for Future Litauen
Republik Moldau: Fridays for Future Moldau
Polen: Fridays for Future Poland; Entwicklung JA, Tagebau NEIN; Stowarzyszenie Ekologiczne EKO-UNIA, Polen; Stowarzyszenie Pracownia na rzecz Wszystkich Istot; Towarzystwo na rzecz Ziemi (Gesellschaft für die Erde); Rodzice dla Klimatu; EKO-UNIA; Ecological Association; Polish Green Network; BoMiasto
Rumänien: Asociația Mai bine
Slowakei: Klimatická koalícia; Priatelia Zeme-CEPA; Znepokojené matky
Ukraine: Zentrum für Umweltinitiativen "Ecoaction"