Zivilgesellschaftliches Attac Praxissemester

Lesekreis

Lesekreis

Das Projekt von Patrizia und Leni aus dem ZAP Wintersemester 2020/2021 war die Konzeption und Organisation eines Lesekreises. Wir haben schnell festgestellt, dass sowohl im ZAP als auch bei den verschiedenen Gruppen von Attac viele Menschen mit unterschiedlichen beruflichen und privaten Hintergründen zusammenkommen. Wir sehen den Lesekreis als eine schöne Möglichkeit, diese vielfältigen Erfahrungen miteinander zu teilen und so in unsere Arbeit bei Attac einfließen zu lassen. Alle Teilnehmer lesen die ausgewählten Texte zuvor und besprechen dann beim Termin Fragen oder Anmerkungen, die bei der Lektüre entstanden sind. Wir als Moderatorinnen haben für die gemeinsame Diskussion einleitende Fragen zu den Texten vorbereitet. Der Austausch von unterschiedlichen Gedanken und Meinungen zu den Texten soll Raum für neue Denkanstöße öffnen. Außerdem war die Idee des Lesekreises einen gemeinsamen Wissensstand zwischen uns Aktivist*innen zu schaffen. Vor allem für uns neue „Zappies“ war es wichtig, mehr zu den Eckpunkten des „guten Lebens für alle“ und dem Engagement von Attac zu lernen.

Daher haben wir uns bei der Vorbereitung des Projekts zunächst auf die sieben Transformationspfade von Attac konzentriert. Unter dem Motto „7 Texte, 7 Pfade“ haben wir Lektüren zu den Themen gemeinwohlorientierte Finanzwirtschaft, Glokalisierung, Ernährungssouveränität, Energiesouveränität, Commons, menschengerechte Arbeit und Demokratisierung ausgesucht. Bereits die Vorbereitung des Lesekreises hat uns viel Freude bereitet, und hat uns das Einlesen in die Arbeit von Attac leicht gemacht. Wir haben viele interessante Texte gefunden und gegenseitig Literaturtipps ausgetauscht. Auch die Ausarbeitung der Fragen für die Diskussion der Texte war für uns sehr hilfreich. Wir konnten die Transformationspfade tiefergehend verstehen und Querverbindungen innerhalb der Themen herstellen. So haben wir zum Beispiel spannende Zusammenhänge von Ernährung und Commons oder der Energiewende und menschengerechter Arbeit gefunden.
Nach unserer Recherche und theoretischen Ausarbeitung von Texten zu den sieben Transformationspfaden war die Hoffnung, den ersten Lesekreis bereits im Dezember persönlich abzuhalten. Doch aufgrund der anhaltenden Regelungen zur Kontaktbeschränkung aufgrund von COVID-19 war bald klar, dass der Lesekreis in diesem Semester leider nicht persönlich stattfinden kann. Allerdings hat sich über das Schnuppern bei Finanzattac eine neue Möglichkeit ergeben. In der Gruppe haben sich im Herbst und Winter einige neue Interessierte gefunden, die als gemeinsamen Einstieg das Buch „Crash Kurs Krise“ gelesen haben und so eine kleinen Lesekreis gegründet haben. Dort konnte eine von uns auch erste praktische Erfahrungen sammeln: Organisation eines Zoom-Calls, Moderation und Leitung eines Online – Lesekreises.

Das Ergebnis unseres Gruppenprojekts ist die Recherche zu den sieben Transformationspfaden, die in Zukunft als inhaltliche Grundlage für einige Einheiten des Lesekreises dienen kann. Weiters haben wir innerhalb vom ZAP an Lesekreisen teilnehmen und diese auch Vorbereiten und Moderieren können. Wir würden uns freuen, wenn das Projekt nicht mit dem ZAP endet. Ziel ist es nun, den Lesekreis über Finanzattac auszuweiten und langfristig einen Gruppen-übergreifenden Lesekreis zu gründen. Innerhalb der Inhaltsgruppe von Finanzattac gibt es besonders großes Interesse das Buch „Crash Kurs Krise“ nochmals detaillierter zu bearbeiten. Auch bei der AV im November haben einige Mitglieder Interesse am Buch und einem Lesekreis gezeigt. Die weitere Organisation und inhaltliche Ausgestaltung der Idee werden in den nächsten Treffen in der Gruppe besprochen. Vielleicht können wir so den Lesekreis dauerhaft bei Attac etablieren und bald auch persönlich abhalten. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es ein guter Einstieg in eine neue Gruppe ist und ein interessanter Anknüpfungspunkt für neue AktivistInnen darstellt. Zudem hätte ein attac-weiter Lesekreis das Potenzial, den Austausch zwischen den Gruppen zu stärken und neue Kontakte zwischen den Mitgliedern zu fördern.

Wir haben bei diesem Gruppenprojekt gelernt uns auf die jeweiligen Gegebenheiten einzustellen und unsere Pläne dementsprechend zu adaptieren. Vor allem die Tatsache, dass wir uns dieses Semester nicht persönlich treffen und den Lesekreis nicht vor Ort abhalten konnten, führte dazu, dass wir das Projekt immer anpassen mussten. Statt der Organisation eines Raums stand zum Beispiel plötzlich eine Auseinandersetzung mit Zoom Funktionen im Mittelpunkt. Weiters haben wir bemerkt, dass auch wenn das Interesse am Projekt groß war, wir alle mit einer gewissen „Bildschirmmüdigkeit“ konfrontiert waren. Nach Uni, Arbeit und anderen Attac-Aktivitäten, war jede*r froh über Momente, die wir nicht vor dem Computer verbrachten. Nichtsdestotrotz hat sich gezeigt, dass ein Lesekreis auch Online einen schönen und interessanten Austausch mit anderen Engagierten ermöglicht. Besonders auffällig war für uns, dass ein gemeinsamer Wissensstand gleich am Beginn des Lesekreis-Termines einen positiven Effekt hatte. Unserer Wahrnehmung war nicht nur die bloße Kenntnis der Texte wichtig. Vielmehr war ein gemeinsames Mindset zu erkennen, ein Thema zusammen durchzuarbeiten. So hat uns der Lesekreis spannende, neue Denkanstöße für den Beginn unserer Arbeit bei Attac gegeben.