Durch Steuermissbrauch entgehen den Staaten weltweit jährlich 492 Milliarden US-Dollar an Steuereinnahmen. Das zeigt der heute veröffentlichte Bericht State of Tax Justice 2024 des Tax Justice Networks. Zum Vergleich: Laut IWF reichen zusätzlich 128 Mrd US-Dollar, um weltweit Hunger und extreme Armut zu beenden.
Zwei Drittel der Summe (347,6 Mrd. US-Dollar) entfallen dabei auf künstliche Gewinnverschiebungen multinationaler Konzerne. Das verbleibende Drittel (144,8 Mrd. US-Dollar) geht der Allgemeinheit durch Steuerhinterziehung der Reichsten verloren, indem sie ihr Vermögen in Steuersümpfen verstecken.
Die Europäische Union ist mit einem Verlust von knapp 176 Mrd. US-Dollar (166,5 Mrd. Euro) jährlich der größte Verlierer. Österreich verliert den Schätzungen zufolge knapp 2 Mrd. US-Dollar (1,86 Mrd. Euro) pro Jahr. Davon entfallen rund 1,43 Mrd. Dollar (1,35 Mrd. Euro) auf Steuermissbrauch von Konzernen, 540 Millionen Dollar (510 Mio. Euro) auf Steuerhinterziehung Vermögender.
Die Reformen der OECD sind gescheitert
Seit dem ersten Bericht im Jahr 2020 hat der Steuermissbrauch durch Konzerne weiter zugenommen. „Die Zahlen zeigen, dass die bisherigen Versuche der OECD große Konzerne gerecht zu besteuern, gescheitert sind. Umso wichtiger ist der jüngste Beschluss der UNO, bis 2027 eine globale Steuerkonvention zu vereinbaren, um für mehr Gerechtigkeit zu sorgen“, erklärt David Walch von Attac Österreich.
Österreich soll UN-Steuerkonvention unterstützen
Attac fordert daher die Regierung auf, das im August beschlossene UN-Verhandlungsmandat zu unterstützen. Das ehrgeizige Mandat eröffnet die Chance für ein faires und effizientes globales Steuersystem, das Steuermissbrauch durch multinationale Konzerne und Superreiche endlich effektiv bekämpft. Denn anders als bisher werden dabei die internationalen Steuerregeln nicht völlig intransparent und exklusiv im Club der reichen Industriestaaten (OECD) verhandelt, sondern für alle öffentlich, gleichberechtigt zwischen allen Staaten und unter Beobachtung und Einbeziehung der Zivilgesellschaft.
Ein kleiner Lichtblick bei den Vermögen in Steuersümpfen
Anders als bei der Steuervermeidung durch große Konzerne ist die Steuerhinterziehung durch anonyme Offshore-Konten seit dem Bericht 2020 etwas zurückgegangen. Mit ausschlaggebend dafür ist der 2017 begonnene automatische Informationsaustausch der Steuerbehörden. Trotzdem besitzen die reichsten Österreicher*innen den Schätzungen des Berichts zufolge noch 19,7 Mrd. Dollar (18,6 Mrd. Euro) an verstecktem Vermögen in Steuersümpfen.