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Brasilien gegen Schweiz oder: Weltsozialforum vs. Weltwirtschaftsforum

Die Globalisierung hält nicht, was sie verspricht. Durch die Liberalisierung des Handels und der Finanzmärkte wird mehr Wohlstand und Lebensqualität zerstört als geschaffen. Immer mehr Lebensbereiche (Gesundheit, Bildung, Pensionen) und Lebensräume (Regenwälder, Küsten, Indigenenland) werden einer globalen ökonomischen Verwertungslogik unterworfen, die mehr VerliererInnen produziert als Profiteure.

Diese Sicht teilen Tausende Delegierte aus aller Welt, die sich vom 25. bis 30. Jänner im brasilianischen Porto Alegre treffen, um konkrete Alternativen zur gegenwärtigen Globalisierung auszuarbeiten.

Ort und Zeit des ersten "Weltsozialforums" wurden nicht zufällig gewählt. Parallel findet seit 30 Jahren im Schweizer Davos das Weltwirtschaftsforum statt, bei dem die globale Unternehmenselite mit Spitzenpolitikern zusammentrifft. Während im "kalten Norden" an der Liberalisierung weitergeschmiedet wird, denkt man im "warmen Süden" über nachhaltige Entwicklung, soziale Gerechtigkeit und Sicherung der Menschenrechte nach.

Der Erfolg der neoliberalen Globalisierung ist ausgeblieben. In 80 Ländern liegt das Pro-Kopf-Einkommen heute niedriger als noch vor 10 Jahren. Die Einkommenskluft reißt immer weiter auf. Drängende ökologische Probleme finden keine adäquate Beachtung. Und die Liberalisierung der Finanzmärkte hat nicht Entwicklung, sondern Krisen beschert.

Hunderte Umwelt-, Sozial- und Zivilgesellschafts-Gruppen aus aller Welt wollen die Zukunft nun selbst in die Hand nehmen, nachdem die Politiker die Spielregeln bisher im Sinne einer kleinen Gruppe von globalen "Playern" gestaltet haben. Zahlreiche Prominente aus aller Welt unterstützen das Weltsozialforum: So etwa die Landwirtschaftsexpertin Vandana Shiva aus Indien, Literaturnobelpreisträger José Saramago aus Portugal, Friedensnobelpreisträger José Ramos Horta aus Osttimor oder Chronist Eduardo Galeano aus Urugauy.

Die Weltöffentlichkeit darf auf die Ergebnisse gespannt sein: Ein Vergleich Davos - Porto Alegre wird zeigen, wer sich tatsächlich für die Zukunft der Menschheit einsetzt.

Das Weltsozialforum wird auch von allen ATTAC-Gruppen mitgetragen. ATTAC gibt es erst seit zwei Jahren, aber schon in 20 Ländern. Zur Auftaktveranstaltung von ATTAC Schweden Anfang Jänner kamen über tausend Menschen. ATTAC Österreich, das am 6. November gegründet wurde, erfreut sich ebenfalls regen Zuspruchs und vieler prominenter Mitglieder.