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FAO-Gipfel: Weitere Handelsliberalisierung wird Lebensmittelkrise verschärfen

Schutz von lokaler Nahrungsmittelproduktion muss Vorrang haben

237 Bauern- und Bäuerinnenbewegungen, NGOs, Gewerkschaften und soziale Bewegungen aus über 50 Ländern haben eine Erklärung an die TeilnehmerInnen des Welternährungsgipfels in Rom gerichtet, in der sie vor einer weiteren Liberalisierung des Agrarhandels warnen. (download rechts) WTO-Generalsekretär Pascal Lamy hatte den Abschluss der WTO Doha Runde gefordert und dies als wichtige Maßnahme gegen die weltweite Lebensmittelkrise bezeichnet.

?Eine weitere Liberalisierung des Agrarhandels wie sie derzeit in der WTO Doha Runde diskutiert wird, ist keine Lösung für die globale Lebensmittelkrise ? im Gegenteil. Sie wird Lebensmittelpreise noch anfälliger für Schwankungen machen, Entwicklungsländer noch mehr von Lebensmittelimporten abhängig machen und die Macht der transnational agierenden Agro-Industrie in den Agrar- und Lebensmittelmärkten verstärken.? erklärt Alexandra Strickner von Attac.

Die unterzeichnenden Organisationen ? darunter auch Attac Östereich, die Gewerkschaft GMTN, die Österreichische Bergbauernvereinigung (ÖBV) ? kritisieren weiters, dass die Betroffenen zum FAO-Gipfel nicht eingeladen sind. ?Die Politik trifft Entscheidungen im Profitinteresse einer Minderheit und gegen die Grundbedürfnisse von hungernden Menschen, Kleinbauern und -bäuerinnen und ArbeiterInnen im Agrarsektor weltweit?, erklärt Irmi Salzer von der Österreichischen Bergbauernvereinigung (ÖBV).

Eine wirkliche Lösung für die aktuelle Krise im Interesse der Menschen beinhaltet:

  • Politische Instrumente und Handlungsspielräume für Regierungen und für die betroffenen Menschen um ein nachhaltiges Lebensmittel- und Landwirtschaftssystem aufzubauen.
  • Maßnahmen, die die Preise im Interesse von KonsumentInnen und von Kleinbauern und -bäuerinnen stabilisieren. Wichtige Bestandteile sind die Wiedereinführung bzw. der Ausbau öffentlicher Lager und die Möglichkeit Importe und Exporte zu kontrollieren.
  • Öffentliche Verteilungssysteme zur Sicherheit vor Hungerkrisen.
  • Eine Reform des Systems der Nahrungsmittelhilfe.

Trotz gegenteiliger Versprechungen haben die Liberalisierung der Agrarmärkte und die technologischen Rezepte der ?Grünen Revolution? nicht zu weniger sondern zu mehr Hunger auf der Welt geführt. Deshalb braucht es einen Paradigmenwechsel. ?Die Antwort auf gegenwärtige und zukünftige Lebensmittelkrisen heißt Ernährungssouveränität. Die Entscheidungen über die Produktionsweise und Herkunft unserer Lebensmittel dürfen nicht in den Händen von Agroindustriekonzernen und undemokratischen Institutionen wie der WTO liegen!?, bekräftigt Salzer.

Rückfragehinweis:

Irmi Salzer, ÖBV-Via Campesina Austria: 0699/11827634
Franziskus Forster, Attac Österreich: 0650/68 888 69